Veranstaltung:
Schweizerisches Literaturarchiv Bern
Veranstalter:
veranstaltet vom SNF-Projekt «Im Schreib-Druck» (Universität Basel) in Kooperation mit dem Schweizerischen Literaturarchiv (Bern)
Im Schreib-Druck. Wie man (nicht) aufhört zu schreiben
Nach der textphilologischen Pionierarbeit der Critique génétique und der Hölderlin-Edition seit den 1970er Jahren interessiert sich die einschlägige Forschung zunehmend für die Dynamik der Textentstehung und der Schreibprozesse sowie deren die materiellen und media-len Bedingungen, anstatt einen idealen oder finalen Text vorauszusetzen oder herzustellen. Dabei haben sich verschiedene Forschungsschwerpunkte herausgebildet, die zum einen mehr die Genese von Texten (Critique génétique), zum anderen mehr die Dynamiken des Prozesses (Textgenese und Schreibprozess) und drittens mehr die Materialität und Medialität des Schreibens im historischen Wandel (Schreibszene. Genealogie des Schreibens) fokussieren. Alle drei Bereiche kommunizieren miteinander in der Editionswissenschaft und Editionspraxis, insbesondere auch in Bezug auf die Digitalität.
Im Bereich der Dynamik von Textgenese und Schreibprozess hat das gleichnamige Forschungsprojekt (gefördert vom Schweizerischen Nationalfonds SNF, 2005-2010) am Schweizerischen Literaturarchiv in Bern mit Anfangen zu schreiben (2008) und Schreiben und Streichen (2011) zwei kardinale Momente in Dokumenten und Texten zahlreicher Autor:innen untersucht. Der theoretische Akzent liegt nicht auf der Entstehung im Hinblick auf einen fertigen Text, sondern auf dem konkreten, singulären und situativen Schreiben. Dies bedeutet jedoch nicht, die Zeitlichkeit von Produktionsphasen zu negieren, die durch institutionelle, technische, materielle, ökonomische, existenziell-psychologische Faktoren bedingt und beeinflusst sind; vielmehr sollen diese in ihrer jeweiligen Eigendynamik wahrgenommen und analysiert werden.
Unter dem Titel Im Schreib-Druck. Wie man (nicht) aufhört zu schreiben sollen nun auch die Endprozesse des Schreibens in den Blick genommen werden. Mit ‚Endprozessen‘ sind nicht primär (aber auch) die Endphasen bei der Entstehung eines Textes gemeint, sondern die verschiedenen dokumentarisch eruierbaren Momente des Aufhörens des Schreibens in allen temporalen, genetischen, materialen, topologischen Erscheinungsformen. Dazu gehören auch die Negativmomente des Aufhörens, das heißt das Nicht-Abschließen-Wollen oder -Können, das Aufhören-Müssen, das Weiterschreiben über in die Drucklegung eines Textes hinein oder über seine Veröffentlichung hinaus.
Veranstaltung übernehmen als
iCal