Sandro Zanetti - Professor für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft
Sandro Zanetti ist Professor für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft (AVL) an der Universität Zürich. Er besuchte das Gymnasium in Basel und studierte, ebenfalls in Basel, Germanistik, Geschichte und Philosophie. Nach einem Forschungsaufenthalt in Frankfurt am Main arbeitete er am Deutschen Seminar der Universität Basel zu literarischen Schreibprozessen und wurde in diesem Rahmen auch promoviert. Nach einem weiteren Forschungsaufenthalt in Berlin nahm er 2008 einen Ruf auf eine Juniorprofessur in Hildesheim an. Seit 2011 leitet er die Abteilung für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Zürich.
Beschreiben Sie Ihre Arbeit: Was ist das Besondere daran?
Forschung und Lehre bilden - wenn die administrativen Belange sich nicht in den Vordergrund drängen - das Kernstück meiner Arbeit. Das bedeutet in erster Linie: sehr viel lesen, nach- und vordenken, ausserdem viel schreiben, Kritik üben und einstecken, analysieren, kommunizieren, fördern. All dies mache ich gerne und halte es für wichtig.
Was hat es für Sie bedeutet, in Basel Germanistik zu studieren?
Vor allem erinnere ich mich an eine enorm reiche, intellektuell prägende und inspirierende Studienzeit zurück. Ich habe das Studium tatsächlich geliebt, mich schon in der Gymnasialzeit darauf gefreut, und ich wurde nicht enttäuscht, weder von den Lehrenden noch von den Mitstudierenden. Es gab Arbeitsgruppen im Germanistikstudium, mit deren Mitgliedern ich heute noch - inzwischen verteilt über verschiedene Kontinente - einen regen freundschaftlichen und fachlichen Austausch pflege. Es war ein Mikrokosmos gelebter und zelebrierter fröhlicher Wissenschaft. Die im engeren Sinne fachlichen Qualifikationen haben sich - aus heutiger Perspektive durchaus überraschend - aus einer bestimmten Lebensweise, einem Flow aus Lektüreversessenheit, Streitkultur und Schreiblust heraus ergeben und allmählich, synergetisch, konsolidiert. Das war wohl nicht die schlechteste Art zu studieren.
Tipps, Leitsätze oder ein schönes Zitat für die heutigen Studierenden:
"Wenn durch irgendeinen Exzess an Sozialismus oder Barbarei alle Fächer bis auf eines aus unserem Unterricht vertrieben werden sollten, dann müsste das Fach Literatur gerettet werden, denn im literarischen Monument sind alle Wissenschaften präsent. [...] Weil die Literatur die Rede in Szene setzt, statt sie nur zu benutzen, bringt sie das Wissen in das Räderwerk der endlosen Reflexivität." Roland Barthes, Lektion. Antrittsvorlesung im Collège de France (1977).