Assimilation, Hybridität, Widerstand: Inter- und transkulturelle Begegnungsphänomene in deutschsprachigen Afrika-Romanen der Gegenwart (Arbeitstitel)

Erstbetreuer: Prof. Dr. Alexander Honold, Universität Basel
Zweitbetreuer: Prof. Dr. Oliver Lubrich, Universität Bern

Das Promotionsprojekt beschäftigt sich mit der Herausarbeitung von Identitätskonzepten wie der «Afrikanität» innerhalb von inter- und transkulturellen Begegnungen deutsch-afrikanischer Literatur. Dabei wird der Fokus auf narratologische Strategien der Kritikbildung von postkolonialer Literatur in Bezug auf das Bild von «Afrika» gelegt. Die Begegnungen werden so auf ihr hybrides Potential hin untersucht und die Mechanismen des Austausches durch die von Edward Said eingeführte kontrapunktische Lektüre ermittelt werden.

Einbezogen werden deutsche, österreichische und schweizer Autor*innen (Gunther Geltinger, Thomas von Steinaecker, Lukas Bärfuss, Christian Kracht, Hans Christoph Buch usw.), aber auch afrikanische Autor*innen. Daher ist die Begegnung in einem doppelten Sinne zu verstehen: Einerseits als poetologisches und narratives Muster in der Literatur und anderseits ein hypertextuelles, schriftbildendes Pendel und dritter Raum zwischen Europa und Afrika. Zu untersuchende Begegnungsstätten sind intertextuelle Begegnungen durch das Rezipieren von Büchern, auf dem Dorfplatz (klassische first-contact-scenes), auf der Reise und im Nachtleben. Die Texte werden in Form von sogenannten «Vignetten» in ihrem Potential als soziale Situationen präsentiert. 

Begegnungen in Form von first-contact-scenes sind nicht nur aus einem historisch-ethnologischen Blickwinkel her interessant. Das problematische Verhältnis von «sprechen mit» und «sprechen über» durchzieht die sich mit Afrikanität befassenden Textbeispiele. Inter- und transkulturelle Begegnungen sind ohne einen gemeinsamen Sprach- oder Kommunikationspool nicht möglich – oftmals konstruiert Literatur jedoch auch Begegnungen, in welchen die Art der Sprechakte auf ein hegemoniales Ungleichgewicht hindeuten. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn den Kolonisierten fiktive und bis hin zur Absurdität reichende Sprache in den Mund gelegt werden oder sie, wie von Gayatri Ch. Spivak festgestellt, nur mundtot Eingang in den Text finden.