Deutsche Sprichwörter und Redewendungen im Sprachwandel. Online-Lexikon zur diachronen Phraseologie des Deutschen in neuhochdeutscher Zeit (OLdPhras)

Das Online-Lexikon zur diachronen Phraseologie in neuhochdeutscher Zeit (im Folgenden OLdPhras) ist ein historisch-phraseographisches Online-Nachschlagewerk, das den jüngsten Teil der deutschen Sprachgeschichte (ab ca. 1650) umfasst. Es sollen 1'000 sowohl historisch als auch rezent gebräuchliche Phraseme aufgearbeitet werden, um erstmals in einem Werk deren komplette diachrone Entwicklung im Neuhochdeutschen, also ihre lexikalische und strukturelle Variation, ihren Bedeutungswandel und ihre kulturhistorische Einbettung sichtbar zu machen. Die Beschränkung existierender Nachschlagewerke auf eine gegenwartsbezogene zeitgenoessische Erläuterung, die – je nach Ausrichtung – um eine auf die Entstehung des Phrasems beschränkte etymologische Erklärung ergänzt wird, wird damit zugunsten einer umfänglichen, diachronen Betrachtung aufgelöst. Durch die Auswertung bestehender meist synchron orientierter Wörterbuchartikel unter diachronen Gesichtspunkten und durch die Prüfung und Ergänzung der Ergebnisse auf der Basis neuer Belege aus historischen Textkorpora, werden die in keinem Wörterbuch explizit auffindbaren Angaben zum diachronen Wandel der Phraseme offen gelegt und mittels einer eigens entworfenen phraseographischen Makro- und Mikrostruktur dargestellt.

Die starke Vernachlässigung der historischen Ausrichtung innerhalb der Phraseologie spiegelt sich neben der sehr überschaubaren Forschungsliteratur vor allem in der lücken- und fehlerhaften Darstellung von Phrasemen in den Nachschlagewerken wider. Einzelne Wörterbuecher liefern nur punktuelle, zum Teil schwer auffindbare Einblicke in die diachrone Entwicklung von Phrasemen, die es nicht erlauben, die vielschichtigen phraseologischen Wandelprozesse anhand nur eines Nachschlagewerks detailliert zu erfassen. Viele Probleme, die eng mit den ökonomischen und räumlichen Beschränkungen gedruckter Nachschlagewerke verbunden sind (schwere Auffindbarkeit und Zugänglichkeit, begrenzte Erfassung von Kontextinformationen und weiteren relevanten Daten sowie Belegsammlungen etc.), lassen sich mit einem Medienwechsel zur elektronischen Datenbank beheben. Für die vor-neuhochdeutschen Sprachstufen (750–1650) läuft seit 2007 das für die historische Phraseologie wegweisende Datenbank-Projekt 'Historische formelhafte Sprache und Traditionen des Formulierens' (HiFoS, Universitaet Trier). Für den neuhochdeutschen Zeitraum fehlt bisher ein Pendant, das den sich verändernden sprachgeschichtlichen Gegebenheiten Rechnung trägt. Während bis ins 18. Jahrhundert hinein Festigungsprozesse, d.h. die Herausbildung einer relativ festen Form, die Entwicklung der Phraseologie bestimmte, verschiebt sich mit der Entwicklung des Neuhochdeutschen und einer verstärkten Schriftkultur die Problematik. Etablierte, relativ gefestigte Phraseme unterliegen nun – im Kontext literarischer, philosophischer, später technischer und medialer Diskurse – Prozessen der semantischen und konstitutionellen Transformation (u.a. auch regionaler Variation), und dieser bislang in der Phraseographie unbeachtete „phraseologische Wandel“, soll im Projekt aufgearbeitet und im Online-Lexikon zur diachronen Phraseologie dokumentiert werden.

Die Zugänglichkeit von jedem internetfähigen Rechner erlaubt allen interessierten Nutzer(inne)n – von den Laien bis zu den Spezialist(inn)en – den direkten Zugriff auf das Online-Lexikon. Die intuitive Benutzeroberfläche mit der Möglichkeit, neben den zentralen Informationen (z.B. lexikalische Form und Variation, Bedeutung(swandel)) auch weitere Detailinformationen (z.B. die gesamte Anzahl der verfügbaren Belege eines Phrasems) anzusehen, wird gewährleisten, dass die Nutzer(innen) Antworten auf ihre Fragen finden.

Projektleitung

Projektmitarbeitende

  • Dr. Marcel Dräger
  • Dr. Britta Juska-Bacher

wissenschaftliche Mitarbeitende

  • Dr. Cerstin Mahlow
  • Sixta Quassdorf, lic. phil.

wissenschaftliche Hilfskräfte

  • Cristina Steinle
  • Noemi von der Crone
  • David Schreiber