SNF-Projekt: Kompetenzniveaus mündlichen Argumentierens unter Schulkindern (KompAS)
Am Deutschen Seminar läuft seit dem 1.9.2020 ein Forschungsprojekt unter der Leitung von Prof. Dr. Martin Luginbühl, das durch den SNF (Schweizerischer Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung) finanziert wird. Projektmitarbeitende sind Dr. Daniel Müller-Feldmeth, Tamara Koch und Oliver Spiess.
Inhalt und Ziel des Forschungsprojekts
Das Projekt untersucht anhand von 180 Gesprächen von insgesamt 720 Deutschschweizer Schulkindern der Klassen 2 bis 6, wie diese mündlich argumentieren und wie sich die argumentativen Gesprächskompetenzen im Vergleich der Altersstufen verändern. Aufgrund der breiten Datenbasis können durch die innovative Kombination von qualitativen und quantitativen Analysen für die einzelnen Klassenstufen (2, 4, 6) Kompetenzniveaus beschrieben werden; diese sind für didaktische Zwecke nutzbar.
Wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Kontext
Mündliches Argumentieren stellt im Bereich der Gesprächskompetenzen eine Schlüsselqualifikation dar und ist deshalb auch Gegenstand des Schulunterrichts. Lange wurden entsprechende Themen jedoch erst in höheren Schulstufen angegangen, unterdessen ist mündliches Argumentieren aber auch in den Lehrplänen der Elementarschule zu finden. Die einschlägige Forschung hat sich aber bis jetzt vor allem mit Vorschulkindern und Jugendlichen der Sekundarstufe beschäftigt. Über argumentative Gesprächskompetenz und deren Veränderungen im Klassenvergleich wissen wir jedoch nur sehr wenig. Das Projekt «Kompetenzniveaus mündlichen Argumentierens unter Schulkindern (KompAS)» wird beschreiben, wie Kinder in den Klassen 2, 4 und 6 mündlich argumentieren – also ob und wie sie Argumentationen in Gang bringen, ob und wie sie begründen, welche Arten von Begründungen sie anführen, wie Zustimmung und Ablehnung markieren oder wie sie in zunehmenden Mass auch gemeinsam komplexe Argumentationen realisieren. Zu diesem Zweck analysiert das Projekt insgesamt 180 gefilmte Gespräche von jeweils vier Kindern aus derselben Klasse, die eine schultypische Argumentationsaufgabe mündlich bearbeiten. Ausgehend von der Analyse einzelner Beispiele werden zentrale Merkmale des mündlichen Argumentierens in allen Gesprächen mit statistischen Methoden ausgewertet, sodass auch Erkenntnisse möglich sind, welche eine qualitative Analyse allein nicht zulässt; die Entwicklung grafischer Verfahren ermöglicht es zudem, Strukturen von Gesprächsverläufen sichtbar zu machen und so die Analysen zu unterstützen und neue Aspekte aufzuzeigen. So lassen sich typische Kompetenzen und Strategien (aber auch deren Bandbreite) beschreiben, die beim mündlichen Argumentieren in unterschiedlichen Klassenstufen zu erwarten sind.
Das Projekt umfasst drei Teilprojekte:
Analyse der Jobs, pragmatischen Mittel und Formen bei der kontextsensitiven Bearbeitung argumentationsspezifischer Jobs unter Berücksichtigung ihrer Prozessierung; qualitativ-quantitative Rekonstruktion entsprechender klassenbezogener Kompetenzniveaus (Projekt, Oliver Spiess)
Kontextsensitive Analyse der verwendeten argumentativen Topoi; qualitativ-quantitative Rekonstruktion entsprechender peer cultures und Rekonstruktion von Kompetenzniveaus anhand entsprechender Repertoires und Kontextsensitivität, interaktiver Erfolg verschiedener Topoi (Dissertationsprojekt, Tamara Koch)
Visualisierung und quantitative Analyse von Sequenzialität, Dynamik und Komplexität; Exploration der Korpusdaten und quantitativ basierte Rekonstruktion von Kompetenzniveaus mündlichen Argumentierens (Habilitationsprojekt, Daniel Müller-Feldmeth)
Hier können Sie mithilfe einer R shiny app einen kleinen Einblick in die Daten gewinnen. Die App ist ein Prototyp und wird im Projektverlauf sukzessive erweitert. https://argcomp.shinyapps.io/baselargVis/
Weitere Informationen zum Projekt finden sich unter: https://kompas.germa.unibas.ch/de/