Wissenschaftliche Edition des Briefwechsels zwischen Hermann Bahr und Hugo von Hofmannsthal (1891-1927)

Der Briefwechsel ist wissenschaftlich relevant für die Forschung zu  Hofmannsthal  und Bahr, zur Jahrhundertwende und zur Moderne, sowie in kulturwissenschaftlicher Hinsicht. Er dokumentiert den lebenslangen Austausch zweier Männer, die massgebend die literarischen und kulturellen Diskurse ihrer Zeit mitbestimmt haben. Zum einen verhandelt und kreiert er die aktuellen Parolen und Lektüren, die sich später zum Gründungsmythos des ‚Jungen Wien’ zusammenfügen. Zum andern gibt er Aufschluss über die Versuche beider Autoren, während des Ersten Weltkriegs einer „Idee Österreich“ politische Wirkungsmacht zu verleihen. Damit modelliert der Briefwechsel so eindrücklich wie kein anderer Hofmannsthals die gegensätzlichen Schwerpunkte einer europäisch ausgerichteten literarischen Neubesinnung im Fin de Siècle und einer traditionsbestimmten nationalen Kulturpolitik während des Krieges. Zugleich ist die Korrespondenz ein kulturwissenschaftliches Lesebuch, das die Themenfelder der Moderne ausbreitet: Die Briefe sind ein Fundus für die Geschichte des Feuilleton, der Literatur- und Theaterkritik und für die Theatergeschichte. Sie schreiben ein Kapitel der Generationengeschichte der österreichischen Intellektuellen um 1900. Die Entscheidung, den gleichzeitigen Briefwechsel Bahrs mit Gerty von Hofmannsthal aufzunehmen, vermeidet eine einseitige Konzentration auf den Briefwechsel ‚bedeutender Männer’. Hier kommt zum erstenmal überhaupt Gerty von Hofmannsthal, als eigenständige Person zu Wort. Auch durch diese Erweiterung um die Frauenstimme ist der Briefwechsel ein eminentes Zeugnis der Mentalitäts-, Geschlechter- und Kulturgeschichte Wiens.

Projektleitung

Kooperationen

Zusammenarbeit mit dem Herausgeberteam der Kritischen Hofmannsthal-Ausgabe und des Elternbriefwechsels im Freien Deutschen Hochstift (Frankfurt)

Herausgeber der Tagebücher Bahrs und den wissenschaftlichen Mitarbeitern am Österreichischen Theatermuseum (Wien)