Veranstaltung:
Vesalianum, Grosser Hörsaal, EO.16
Der Esstisch - Ein Beitrag zur kulturhistorischen Linguistik
Gastvortrag im Rahmen der Vorlesung Sprache und Kultur von Prof. Martin Luginbühl
Der Esstisch ist Ort der Verbindung von Essen und Gespräch zur Mahlzeit, er ist nicht nur Nutz- sondern auch Gesprächsmöbel und materialer Nukleus kommunikativer Praxen.
Seine feste Installation als Zentrum eines Esszimmers findet in bürgerlich-mittelständischen Kontexten allerdings erst im späten 18. Jahrhundert bzw. im früheren 19. Jahrhundert statt und es ist der Zeitraum seit dann bis heute, der im Zentrum des Beitrags steht. Gefragt wird nach den Gesprächsordnungen, die an die entsprechenden Tischordnungen gebunden sind (und die in der normativen Textsorte der ‚Tischzucht’ zusammengeführt werden) und wie sich beide historisch verändern.
Der Beitrag schliesst hierfür einerseits an Überlegungen an, wie sie im Forschungsschwerpunkt ‚Interaktionsräume’ des Zürcher UFSP „Sprache und Raum“ entwickelt und diskutiert werden: Gefragt wird nach den räumlichen Ressourcen und Restriktionen, die der Esstisch und seine unterschiedlichen Ausformungen für die Interaktion der an ihm Sitzenden bietet, sowie nach den Formen des ‚doing space’, welche letztere an den Tag legen.
Andererseits wird nach Homologien zwischen der Zurüstung des Esstisches, der Präsentation der Speisen, des Körperauftritts der Essenden und des Tischgesprächs gefragt sowie nach deren semiotischer bzw. kultureller Interpretation.
Als historische Skizze über 250 Jahre ist der Beitrag mit Blick auf die Quellen vor allem auf ein rekonstruktives Vorgehen angewiesen – Basis dafür sind Darstellungen von Mahlzeiten in Tagebüchern und Memoiren, in literarischen Werken, in normativen Texten (Umgangs- und Anstandslehren) sowie in unterschiedlichen Bildquellen.
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